Übersicht
Das Observatorium Zimmerwald (auch: Swiss Optical Ground Station) ist das grösste professionelle Observatorium der Schweiz. Es verfügt über fünf Teleskope mit Öffnungen von 20 cm bis 1 m. Seine Hauptaufgaben sind die Satelliten-Laserentfernungsmessung zur Bestimmung präziser Entfernungen zu Satelliten und optische Beobachtungen, beispielsweise von Sternen und anderen Objekten.
Betrieb
Das Observatorium wird vom Astronomischen Institut der Universität Bern betrieben und von Swisstopo grosszügig für die geodätische Satelliten-Laserentfernungsmessung unterstützt. Es wird für die Forschungsprojekte des Instituts genutzt. Die folgenden Projekte geben einen Überblick über einige der am Observatorium durchgeführten wissenschaftlichen Arbeiten.
- Satelliten-Laserentfernungsmessung: Das 1 m ZIMLAT-Teleskop beobachtet Satelliten rund um die Uhr, sofern das Wetter es zulässt. Es ist Teil des International Laser Ranging Service (ILRS) und trägt zum Internationalen Terrestrischen Referenzrahmen (ITRF) bei. Der ITRF ist das präzise Koordinatensystem zur Messung der Form, Ausrichtung und Bewegung der Erde.
- Hochauflösende Beobachtungen: Die meisten unserer Teleskope sind insofern besonders, als ihre Nachführgeschwindigkeit (und ihre Kuppeln) schneller sein können als bei vielen anderen Teleskopen. Da Satelliten die Erde umkreisen, ist eine solche schnelle Nachführung aufgrund ihrer relativ hohen Geschwindigkeiten erforderlich. Eines unserer wissenschaftlichen Ziele ist die Verbesserung technischer Entwicklungen und Bildgebungsverfahren, um unsere erdnahe Umgebung besser erfassen zu können. Ein Beispiel für solche Beobachtungen sind hochauflösende Bilder der Internationalen Raumstation.
- Sternausbrüche: Genau wie unsere Sonne können auch Sterne hochenergetische Explosionen aufweisen. Auf der Erde können grosse Ausbrüche Polarlichter, erhöhten Luftwiderstand von Satelliten, Kurzschlüsse, Störungen des GPS und Störungen im Stromnetz verursachen. Auf Sternen wurden einige Eruptionen beobachtet, die tausendmal stärker sind als die der Sonne, ihre Mechanismen sind jedoch noch unklar. Die Space Weather Group baut derzeit ein Spektropolarimeter, um Sternausbrüche genauer zu untersuchen. Finanziert wird dies durch einen vom SERI finanzierten ERC Consolidator Grant.
Das Observatorium ist zudem einzigartig, da es rund um die Uhr mit zwei technischen Mitarbeitern tagsüber und studentischen Beobachtern nachts betrieben wird. Studierende der Universität Bern ab dem 3. Semester können sich gerne bei Prof. Kleint melden und sich auf eine Warteliste interessierter Kandidaten setzen lassen. Diese werden kontaktiert, sobald Beobachtungsschichten frei werden. Jeder studentische Beobachter ist für eine Schicht pro Woche verantwortlich. Viele Beobachtungen sind automatisiert, insbesondere in den frühen Morgen- und Abendstunden. Spezielle Projekte, wie unsere Deep-Sky-Fotografie (Beispiele unten) oder die Verfolgung spezieller Satelliten, erfordern menschliche Beobachter und deren Fähigkeiten zur Optimierung der Beobachtungen.